Neubau eines Reihenmittelhauses mit 2 Wohneinheiten, sowie die Errichtung von PKW Stellplätzen in Erfurt-Malerviertel (Thüringen)
Direktauftrag, 2014
HOAI 2013: Leistungsphase 1-3
BGF: 472 QM

Abb. oben: Entwurfsmodell M200, Darstellung Straßenseite

Situation im Bestand
Das Baugrundstück liegt in der Gemarkung Erfurt-Süd, Flur 162, Flurstück 100, Hirnzigenweg 64 in 99099 Erfurt und stellt derzeit eine Lücke in der Hauszeile im Hirnzigenweg dar. Die Wohnbebauung wurde um 1928 in geschlossener Bauweise mit Sockelgeschoss, zwei Vollgeschossen und Dachgeschoss errichtet. Die Hauszeile wird durch 3 1/2- geschossige Vorbauten, die dominant in den Vorgarten hineinragen, gegliedert. Kleinere Dachaufbauten wie Dachgauben prägen die Satteldächer oberhalb der Traufkante. Der First ist dem Trauf- und Geländeverlauf angepasst errichtet und verspringt harmonisch verlaufend, unregelmäßig zu den Liegenschaften, mit dem Gelände. Die Sockelgeschosse heben sich durch Material- und Farbwechsel deutlich von den verputzten Fassadenflächen ab und werden durch größere Öffnungen für Unterfahrten zum Abstellen von PKWs geprägt. Die Fassaden wurden Zeit- und Nutzungsgerecht als Lochfassaden hergestellt, horizontal verlaufende Gesimse fassen Fensteröffnungen und gliedern die Fassadenflächen zusätzlich an den Vorbauten.

Abb. oben: Dachaufsicht M500

Historische Bebauung
Die historische Bebauung von ca. 1928 stellte eine harmonisch abgestimmte Zeilenbebauung, gegliedert durch Vorbauten, mit Satteldächern dar. Diese Bebauung wurde durch Sanierungsmaßnahmen, An- und Umbauten nachhaltig verändert und in seiner ursprünglichen Ausprägung überformt und transformiert. Nur einige wenige prägende Gestaltmerkmale der historischen Bebauung sind erhalten.

Abb. oben: Städtebauliche Analyse zum Straßen- und Platzbild

Städtebauliches Entwurfskonzept
Der Neubau des Reihenmittelhauses soll in geschlossener Bauweise erfolgen und sich harmonisch in die vorhandene Bebauung einfügen, ohne sich der bestehenden Bebauung anzubiedern. Historische Stilmittel werden übernommen und in eine zeitgemäße Architektursprache überführt. Um die unruhig wirkende Fassadenabwicklung der Hauszeile zu stabilisieren, sollen diese Stilmittel so subtil wie möglich und so prägend wie nötig ausgeführt werden. Geplant ist ein zwei-geschossiges Reihenmittelhaus als Mehrfamilienhaus mit zwei Wohneinheiten, unterkellert, mit Sockelgeschoss und Dachgeschoss als Satteldach. Vertikale Fensteröffnungen und horizontale Gesimse der Vorbauten werden in ein Fassadenraster transformiert und bildet das Grundgerüst für Fensteröffnungen und Verschattungselemente. Risalite sollen den oberen Abschluss des abstrahiert ausformulierten Vorbaus bilden. Die Traufe wird ohne Dachüberstand errichtet werden. Im Sockelgeschoss werden 2 PKW Stellplätze als Unterfahrt mit Tor errichtet. Die Fassadenflächen werden als Lochfassade hergestellt, der Sockel bildet sich als Rücksprung, farblich abgesetzt ab. Die Dachflächen werden mit Ziegeldeckung ohne Dachüberstand hergestellt. Die Fassadenfläche soll dezent habtisch und farblich akzentuiert werden, faltbare Verschattungelemente lösen das Fassadenraster auf.

Abb. oben: Studien zur Fassade, straßen- und gartenseitig M200

Entwurfskonzept
Im Neubau sollen offene Wohnungsgrundrisse entstehen, die den zeitgemäßen Anforderungen an Flächenbedarf, Raumzuordnung und Wohnhygiene entsprechen. Die Wohneinheiten sollen großzügig wirken, halböffentliche und private Bereiche baulich definieren und alle Aufenthaltsräume natürlich belüftet und belichtet werden können. Der Zugang erfolgt ebenerdig über den Hirnzigenweg ins großzügig belichtete und belüftete Treppenhaus. Mit dem PKW erreicht man das Gebäude direkt über das Kellergeschoss. Hier befinden sich auch die Technik, Fahrrad und Kinderwagenstellplätze, sowie große Abstellräume für die beiden Wohneinheiten. Das repräsentative Treppenhaus stellt auch den 1. Rettungsweg für alle Geschosse dar. In den Wohnungen bildet der Lebensraum Kochen - Essen - Wohnen den Mittelpunkt der Einheiten und bindet die Außenräume fließend in den Grundriss ein. In beiden Wohneinheiten werden diese Lebensräume von Galerien gesäumt. Lufträume und Niveauversätze schaffen zusätzliche lichte Raumhöhen und Raumqualitäten. Nebenräume wie Abstellräume, ect. liegen in der Gebäudemittelachse. Individualräume liegen, natürlich belichtet und belüftet, an den Gebäudeaußenwänden. Im Erdgeschoss wird eine 3 1/2 Zimmer Wohnung mit ca. 96 m2 Wohnfläche und Gartenzugang platziert, im Ober- und Dachgeschoss ist eine 5 1/2 Zimmerwohnung als Maissonettwohnung (ca. 136 m2)mit Dachterrassen angeordnet. Der Spitzboden ist nicht ausgebaut und dient als Revisionsfläche für die Wartung und Pflege der Dachaufbauten.

Abb. oben: Grundrisse KG bis DG M200

Gebäudekonstruktion
Das Gebäude wird in Massivbauweise mit Stahlbetondeckenplatten und einem Kehlbalkendach in zimmermannsmäßiger Holzkonstruktion mit Ziegeldeckung errichtet. Die verputzten Loch-Fassaden werden aus Kalksandsteinmauerwerk mit Wärmedämm-Verbundsystem hergestellt. Tragende Bauteile werden massiv hergestellt, nicht tragende Innenwände im Dachgeschoss in Leichtbauweise (Trockenbau) errichtet. Die Gebäudetrennwände werden als Brandwand ausgebildet, die Wohnungstrennwände sollen zusätzlich den erhöhten Anforderungen an den Schallschutz genügen. Die Gründung erfolgt in frostsicherer Tiefe nach statischer Erfordernis auf tragfähigem Grund. Die Gebäudetrennwände der Nachbarbebauung werden gem. statischer Erfordernis unterfangen und deren Lasten auf Gründungsniveau gem. den Vorgaben des Geotechnischen Berichtes, bzw. Standsicherheitsnachweis abgeleitet. Sämtliche Wohnräume werden mit Fertigparkettboden ausgestattet, die Bäder sollen mit Feinsteinzeug belegt werden. Das Gebäude erhält KS-Fenster/ -Fenstertüren mit Wärmeschutzverglasung entsprechend dem Stand der Technik.

Abb. oben: Regelquerschnitt M200

Energetisches Konzept
Der Neubau optimiert mit seiner Gebäudekubatur Transmissionswärmeverluste und reduziert die Treibhausgasproduktion. Der Wandaufbau in diffusionsoffener Ausführung schützt das Gebäude vor rascher Auskühlung und vor Überhitzung. Der Wohnungsgrundriss ist querlüftbar, die Aufenthaltsräume sind natürlich belichtet und belüftet. Auf Gebäudeautomation vollständig wird verzichtet, vielmehr wird Ressourcen schonend die Aktivierung von solarer Energiegewinnung für Heizung - und Brauchwarmwasser angewendet. Der primäre Energieträger ist Gas. Die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 an den Neubau werden erfüllt.

Abb. oben: Entwurfsmodell M200, Darstellung Hofseite

Auftraggeber Privat
Mitarbeit Stefanie Pirk, Maria Hoffmann, Jonas Witte